TransAtlantikWay (TAW)

TAW diese drei Buchstaben stehen laut Veranstalter für ein unsupported Rennen, das dein Leben verändert. Und tatsächlich, das TAW hat bei mir einiges bewirkt. Es hat Grenzen aufgezeigt und Prioritäten verschoben. Tatsächlich war das härteste Abenteuer, das ich je bestritten habe.

Nach dem Start in Derry in Nordirland ging es 2 100 km und 22 600 Höhenmeter entlang der irischen Küste. Gegen den Wind – nein, nicht der Wind wie wir ihn kennen, richtiger, irischer Gegenwind mit Sturmböen. Man fährt über steile Anstiege, zumeist sehr steile Anstiege. Die Strecke führt entlang schlechter Straßen – da fährst du nicht zwischen den Schlaglöchern, weil das gar nicht geht, sondern da versuchst du nur die kleinsten Schlaglöcher zu treffen. Oft radelt man zwischen Schafen und deren Exkrementen – und manchmal kann einem auch ein Stier entgegenkommen – ja, so ist es mir tatsächlich passiert.

Aber das Rennen hat auch seine Reize. Die Landschaft ist richtig großartig. Manchmal kann man das sogar genießen, meist im Regen. Apropos Wetter: Ich hab mich natürlich im Vorfeld informiert, leider war es dann etwas schlechter als erhofft. Angeblich hatten wir das schlechteste Wetter, das es bei diesem Rennen je gab. In der Nacht ging die Temperatur auf 7 Grad herunter. Ich wollte immer im Freien im Sommerschlafsack und Biwaksack nächtigen. Das ging aber nur drei Nächte gut. Am vierten Morgen zitterte meine Zahnbürste, als wäre es eine elektrische. War sie nicht, ich war einfach völlig unterkühlt und zitterte am ganzen Leib. Das Einpacken war so natürlich eine Herausforderung und auch beim Radeln kam ich nicht auf Temperatur. Durch die Kälte oder einen Burger am Vortag, der mir gar nicht gut bekam fühlte ich mich gar nicht gut. Was auch immer. Ich wurde am vierten Tag krank, bekam Magen- und Darmprobleme und Fieber. Nachdem ich in den ersten drei Tagen gute 300 km pro Tag radeln konnte mit jeweils ca. 3500 Höhenmetern, schaffte ich am vierten Tag gerade einmal 175 km und erreichte ein Hostel in dem ich in einem warmen Zimmer schlafen konnte. Das tat ich für beinahe 12 Stunden und das Fieber war in der Früh verschwunden. Die Magenprobleme leider nicht und ich konnte keine Nahrung zu mir nehmen, im Gegenteil sie verließ meinen Körper… So musste ich sehr lange überlegen, wie ich weiter vorgehen kann. Ich fuhr dann ich nach einer Pause von insgesamt ca. 16 Stunden weiter, nun aber eher kraftlos, mit vielen Toilettenpausen und eher langsam. Aber ich gab nicht auf! Ich radelte weiter. Nach drei Tagen mit ca. 180 km pro Tag ging es mir wieder besser und ich konnte an den letzten beiden Tagen meine Tageskilometer auf 270 km und 280 km steigern.

Nach 8 Tagen Rad fahren erreichte ich das Ziel in Kinsale im Süden Irlands. Darauf bin ich sehr stolz. Es hat viel Kraft gekostet und war in vielen Stunden sehr schwierig nicht aufzugeben. Das Ziel zu erreichen war nicht selbstverständlich und ich habe viel gelernt. Viel über Irland und auch über mich. 300 km bei guter Gesundheit sind hart, oft sehr hart, aber viel schwieriger ist es sich bei schlechtem Gesundheitszustand dazu zu motivieren sich auf Rad zu setzen und mit niedrigem Tempo durch die Gegend zu gurken. Das Ziel zu erreichen ist nie selbstverständlich und manchmal mehr Wert als eine gute Platzierung. Es war so wichtig Motivation und Zuspruch zu erhalten, auch wenn niemand in der Nähe ist. Danke an meine Susi – du hast mich ins Ziel „getragen“. Du warst immer da und hast mir die Kraft gegeben zu finishen. Am letzten Tag warst du dann tatsächlich da und hast mir am Fuße des Healy Passes die Kraft für die letzten 200 km gegeben.

Mei persönliches Fazit: Insgesamt war diese Event zwar sehr hart, hart von der Streckenführung und dem Wetter, aber auch sehr schön, familiär und stimmungsvoll. Wir haben am Start um 5 Uhr in der Früh gemeinsam gesungen. Adrian der Organisator hat uns an der Strecke immer wieder angefeuert und jeden einzelnen Starter namentlich gekannt und im Ziel mit einer Umarmung empfangen. Ann vom Checkpoint 2, in ihrem Bauernhaus, hat mir ein Glas Brandy für meinen Magen gegeben, mir eine Suppe gemacht und dafür gesorgt, dass ich wieder etwas zu Kräften gekommen bin und mich zur Weiterfahrt motiviert. Wir sind durch eine wunderbare Landschaft geradelt, die ich nie vergessen werde. Das Abenteuer TAW war absolut eine Reise wert – es war schwierig und fordernd, aber ein sehr cooles Abenteuer und sicher hat es auf irgendeine Weise mein Leben ein bisschen verändert.

Ein Abenteuer war übrigens auch die Anreise. Ich bin ja mit dem Fahrrad von Ybbs nach Nordirland gefahren – die Geschichte dazu findest du HIER oder auf patschenpicker.com.